Eine der früheren Hochburgen des Fahrsports, der baden württembergische Reit-, Renn-und Fahrverein Meißenheim, erlebte mit der Austragung der Süddeutschen Mannschaftmeisterschaft Fahren vom 30.08.-01.09.2019 sein Revival. Seit rund 15 Jahren spielte der Fahrsport nur noch eine Nebenrolle. Jetzt hatte sich der neue Vorstand mit seinen Helfern wieder daran gewagt, an die alte Tradition anzuknüpfen und erwartete zu dieser Meisterschaft über 100 Gespanne der Pferdesportverbände Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Saarland, Sachsen und Rheinland-Pfalz auf seinem Vereinsgelände, die in Teams um Mannschaftsgold in der Klasse M kämpften. Alle waren von der Großflächigkeit der Anlage mit der beeindruckenden Reithalle, den verschiedenen Abfahrplätzen, dem Dressurviereck, der Geländestrecke und den Geländehindernissen begeistert. Manch einer tat sich mit dieser Weitläufigkeit per pedes recht schwer. Von allen Seiten aber gab es Lob für die reibungslose Durchführung dieser Veranstaltung.
Auch eine 14köpfige Mannschaft aus Rheinland-Pfalz mit Ralf Ballhausen, Bernd Becker, Alexander Berghof, Marin Bolle Christine Bopp, Theo Bopp, Falko Falkenberg, Lisa Geringk, Ivonne Hellenbrand, Silke Habermann, Stephanie Reinhard, Dana Schöneberger, Jana Ulrich und Otto Werst hatte unter der Leitung ihres Fahrsportbeauftragten Theo Bopp den Weg nach Meißenheim gefunden. Hieraus ergab sich eine Konstellation von zwei Einspänner Pony Temas, einem Team Einspänner Pferde und Zweispänner Ponys, sowie zwei Einzelfahrern.
Erste Schleifen
Bereits am Donnerstagnachmittag gingen die Einspänner Pferde an den Start. Großer Jubel im Fahrerlager der Rheinland-Pfälzer, denn Falko Falkenberg fuhr mit seinem Frederic mit Rang sieben die erste Schleife ein. So konnte es weitergehen. Der Freitag stand dann ganz im Zeichen der Dressuren aller anderen Anspannungsarten. Team 1 der Einspänner Ponys holte mit Rang sechs durch Theo Bopp mit Bobbo und Rang sieben durch Ivonne Hellenbrand mit Anderson zwei weitere Schleifen. So waren Team 1 der Pony Einspänner und das Team der Einspänner Pferde einem Podiumsplatz recht nahe gekommen. Es sollte noch besser kommen. Der Einzelfahrer der Zweispänner Pferde Otto Werst toppte mit Rang fünf in seiner Anspannungsart den Schleifensegen. Die restlichen rheinlandpfälzischen Starter hatten im Rahmen der Erwartungen mit durchschnittlich verbesserten Dressurergebnissen diese erste Teilprüfung beendet. Soweit war die Welt noch in Ordnung.
Marathon lässt Wunschträume platzen
Bereits ab 8.00 Uhr drehten die Einspänner Pferde auf der Rennbahn ihre Runden, um dann jeweils in die einzelnen Hindernisse abzubiegen. Dass diese Marathonfahrt unter den hochsommerlichen Temperaturen, die lange Wasserdurchfahrt und der Berg im Hindernis fünf kein Zuckerschlecken wird, war jedem bewusst. Mit Rang zwölf für Lisa Geringk, Rang fünfzehn für Jana Ulrich und Rang neunzehn für Falko Falkenberg durchfuhren die drei Einspänner der Rheinlandpfälzer ohne Fehler das Ziel. Und dann die erste Schreckensnachricht: Alexander Berghof, für Team eins der Einspänner Ponys am Start, hatte einen Buchstaben falsch durchfahren und nicht korrigiert. Das hieß Elemination für ihn und ein geplatzter Traum für sein Team. Da konnten auch Rang elf und vierundzwanzig von Theo Bopp und Ivonne Hellenbrand keine Abhilfe schaffen. Aber es kam noch schlimmer. Hatte unser Pony Zweispänner Fahrer Martin Bolle in der Dressur knapp eine Platzierung verpasst, ging er bei der Ausfahrt aus Hindernis eins mit seinem gesamten Gespann kopfüber. Zum Glück blieben die Ponys unverletzt, nur der Fahrer hatte mit etlichen blauen Flecken zu kämpfen. Auch hier war für den Rest der Mannschaft mit Platz vierzehn von Stephanie Reinhard und Platz achtzehn von Silke Habermann die Schlacht geschlagen. Einen Lichtblick brachte Otto Werst. Er dirigierte seine beiden Freiberger Pferde Nemo und Norton mit Präzision und Schnelligkeit durch den Marathon, wurde dafür mit der bronzenen Schleife belohnt und am Abend in der Reithalle entsprechend gefeiert. Zum Zwischenstand nach Dressur und Gelände übernahm Otto Werst als „one night leader“ die Führung in seiner Anspannungsart.
Das entscheidende Hindernisfahren
Bereits ab sieben Uhr am Sonntagmorgen herrschte reges Treiben auf dem Fahrplatz. Hier war der Kegelparcours zur dritten Teilprüfung dieser Meisterschaft aufgestellt und zur Besichtigung freigegeben. Genaues Einprägen der Reihenfolge war angesagt, denn außer Präzision spielte bei dem vorgegebenen engen Zeitfenster die Wege und Schnelligkeit eine besondere Rolle. Um 8.00 Uhr läutete dann die Glocke für den ersten Starter der Einspänner Pferde. Hier trumpfte Jana Ulrich in ihrer Spezialdisziplin noch einmal auf. Mit Lediglich einem Abwurf und in der Zeit setzte sie sich in den Platzierungsrängen auf Platz sieben und holte sich mit dieser tollen Runde Rang acht in der Gesamtwertung. Mit der gleichen Platzierung schloss Christine Bopp dieses Turnier ab, nachdem sie im Hindernisparcours fehlerfrei blieb und mit der drittschnellsten Zeit ins Ziel kam. Ihr wurde die letzte Schleife für das Rheinlandpfälzische Team überreicht. Zur Begleichung einer Fahrerwette und zur Begeisterung der Zuschauer fuhr Theo Bopp mit einer Narrenkappe und unter den Klängen des Narhalla Marsches ein. Diese Wette war für ihn gewonnen, aber im anschließenden Hindernisfahren hatte er mit zwei Abwürfen das Nachsehen. Handlungsbedarf besteht bei den rheinlandpfälzischen Fahrern in dieser dritten Teilprüfung, dem Hindernisfahren, denn ein Großteil vergab im Endergebnis durch die relativ vielen Zeit-und Hindernisfehler durchschnittlich gute Platzierungen. So auch Otto Werst, der bis dahin das Feld der Zweispänner Pferde anführte und sich dann aus den Platzierungsplätzen schoss. Schade.
Ein positiver Trend mit Platzierungen der Teams im Mittelfeld und mit etwas Glück dürfte im kommenden Jahr das Siegertreppchen bei dem bayerischen Gastgeber, dem RFV Neustadt-Aisch, zu erreichen sein.
Renate Winternheimer