Zum Saisonende, am 28. und 29.09.2019, war es wieder soweit: Weithin sichtbar in offener Flur direkt hinter der Gonsbach hatten die Mitglieder und Helfer des RFV 1929 Mainz-Gonsenheim eine kleine weiße Zeltstadt zum anstehenden Fahrturnier errichtet. Ungebrochen ist der Zuspruch der Fahrer zu dieser Veranstaltung nun schon seit über einem Jahrzent und hat in dieser Zeit nichts an Attraktivität verloren. Die Antwort einer Umfrage, weshalb dieses Turnier auf freiem Feld ohne besonderen Komfort so beliebt ist , lautet: „Weil es so ist, wie es ist, urig, familiäre Atmosphäre, stressfrei, ohne Hektik, mit genügend Freiraum zur eigenen Gestaltung, gute Organisation, ein immer wiederkehrender gütiger Wettergott und eine jährlich stattfindende Weiterentwicklung der Infrastruktur“. Momentane Defizite bestehen noch im sanitären Bereich.
Ausgeschrieben waren in diesem Jahr kombinierte Wertungsprüfungen der Klasse A für Ein-und Zweispänner Pferde und Ponys und als Schmankerl am Sonntagmorgen eine Gebrauchsprüfung. Mit eingebunden war die Austragung der Rheinhessen Meisterschaften und die letztmalige Gelegenheit Punkte zum PSJ Cup Fahren zu sammeln.
Erweiterung des Geländes
In 2019 konnten nun endlich die rechtlichen Fundamente zur Erweiterung des Vereinsgeländes geschaffen werden, sodass zwei Fahrplätze dauerhaft nebeneinander zur Verfügung stehen, wobei das neue Areal, dem aufgrund der Witterung noch das nötige Grün fehlte, als Hindernisparcours genutzt wurde. So waren die Voraussetzungen entstanden, die über sechzig gemeldeten Gespanne ohne Zeitdruck am Samstag durch Dressur und Hindernisparcours zu schicken. Die großen Starterfelder der Einspänner erforderten getrennte Abteilungen von Pferden und Ponys. Um 9.00 Uhr eröffneten die Einspänner Ponys mit einem Starterfeld von zwanzig Teilnehmern den Dressurreigen. Dr. Astrid von Rauchhaupt siegte mit ihrem erfahrenen Pony Nico Demos vor zwei Nachwuchsfahrerinnen. Janice Emmerich aus dem Saarland belegte Platz zwei und Lea Menger aus Rheinland-Pfalz Platz drei. Das anschießende Hindernisfahren entschied mit einer Nullrunde und in der schnellsten Zeit die hessische Fahrerin Anne Sauer vom RFV Wollmartal für sich. Mit dem Glockenläuten um 12.00 Uhr erfolgte auch der Start zu den Dressurvorstellungen der Zweispänner. Hier gingen Pferde und Ponys gemeinsam an den Start. Zwei rheinlandpfälzische Nachwuchsfahrerinnen zeigten Flagge. Die Siegerschleife nahm Leonie Eisenbarth mit ihren beiden Freibergern entgegen, Silber holte sich Dana Schöneberger vom gastgebenden Verein mit den Ponys Vind und Almstürmer und stürmte beim nachfolgenden Hindernisfahren sogar auf Rang eins vor. Bronze ging an Nina Smeets. Am frühen Samstagnachmittag eroberte ein hessisches Damentrio die drei Podiumsplätze der Einspänner Pferde, angeführt von Marie Tischer aus Neu-Isenburg vor Alexandra Keller vom RFV Schaafheim und Katja Jokiel-Gondek aus Weilburg. Damit nicht genug, Marie Tischer beherrschte auch die Szene mit der schnellsten Nullrunde im Hindernisparcours. Bevor man zum gemütlichen Teil des Tages überging, mussten von den Aktiven die Durchfahrten der Geländehindernisse zur dritten Teilprüfung, dem Gelände am Sonntag, durchlaufen und eingeprägt werden.
Endspurt
Den Sieg der angebotenen Gebrauchsprüfung am Sonntagvormittag konnte Katja Jokiel-Gondek für sich verbuchen.
Das Besucherzelt hatte sich zwischenzeitlich gut gefüllt und auch rund um die Geländehindernisse warteten die zahlreichen Zuschauer mit Spannung auf die ersten Gespanne. Eine rasante aber kontrollierte Fahrt, die ihm Rang eins einbrachten, lieferte Christian Litzius bei den Einspänner Ponys ab. Mit guten Leistungen in allen Teilprüfungen dieser Anspannungsart freute sich Lea Menger aus Worms-Abenheim über den Sieg der Kombinierten Wertung. Ein Familien Duell bei den Zweispännern lieferten sich Vater Theo Habich mit seiner Tochter Anja, wobei Theo Habich im Gelände seine ganze Erfahrung einbrachte, den Gesamtsieg aber seiner Tochter überlassen musste. Bei den Einspänner Pferden übernahm Jörg Richter die Führung im Gelände. Hier reichten Marie Tischer Rang vier, um sich die Gesamtwertung zu sichern.
Sieger- und Meisterehrungen
Zwischenzeitlich war der Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Rheinhessen, Herr Klaus Colling eingetroffen, um sich einen Überblick vom Turniergeschehen zu verschaffen und an den anstehenden Sieger-und Meisterehrungen teilzunehmen. Er ließ es sich nicht nehmen, die Siegerschärpen und Medaillen bei den Meisterehrungen zur Rheinhessenmeisterschaft anzulegen. Zusätzlich gratulierten der rheinland-pfälzische Fahrsportkoordinator Theo Bopp und der erste Vorsitzende Ferdinand Werum den neuen Meistern. Der Titel Rheinhessenmeisterin der Einspänner 2019 ging an Lea Menger vom RFV Worms-Abenheim. Vizemeisterin wurde Dana Schöneberger vom gastgebenden Verein. Rheinhessenmeister der Zweispänner 2019 darf sich ab sofort Samuel Rudolph, ebenfalls für den RFV Mainz-Gonsenheim am Start, nennen. Mit der Ehrenrunde der neuen Rheinhessenmeister unter dem Applaus der Zuschauer endete dieses Fahrturnier. Der Veranstalter bedankte sich bei allen Helfern, Sponsoren und Fahrern und freut sich auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr.
Jubiläum: Franz Werum dreißig Jahre im Dienste des RFV 1929 Mainz-Gonsenheim
Innerhalb des diesjährigen Fahrturniers des RFV Mainz-Gonsenheim stand zwischen den Sieger-und Meisterehrungen eine besondere Ehrung an. Seit 53 Jahren Vereinsmitglied, wurde der erste Vorsitzende des Vereins, Franz Ferdinand Werum, genannt „Ferdi“, für seine 30jährige Tätigkeit als erster Vorsitzender geehrt. Seit dieser Zeit leitet der gebürtige Gonsenheimer die Geschicke des Vereins mit seiner ihm angeborenen Gelassenheit durch Höhen und Tiefen. Große Worte waren nie sein Ding, doch durch eigenen Einsatz zeigt er stets an, dass man nur mit gemeinsamer Initiative zum Erfolg kommen kann.
Das Reitturnier des Vereins im Gonsenheimer Wald, das seit 1954 bis heute dort an Ostern ausgetragen wird, faszinierte ihn schon als kleinen Jungen und er erlebte es zusammen mit seinem Vater, der ein begeisterter Reiter war, als Höhepunkt des Vereinsjahres. Später vertrat er selbst auf Reitturnieren erfolgreich den RFV Mainz-Gonsenheim.
Zwei seiner Freunde und Vereinskameraden aus der Nachbarschaft, Ottmar Schuth und Theo Bopp, beide begeisterte Fahrer, hatten die Idee, auf dem inzwischen vorhandenen Vereinsfahrplatz im Herbst einen zusätzlichen Fahrwettbewerb ausrichten, was im ersten Moment nicht bei allen Mitgliedern des Vereins auf Gegenliebe stieß. Jedoch der Überzeugungskraft des ersten Vorsitzenden konnte sich niemand entziehen und so fand vor 17 Jahren ein erster WBO Fahrertag statt. Inzwischen hat sich diese Veranstaltung etabliert und ist fester Bestandteil im Turnierkalender der Fahrer.
In seiner knappen Freizeit sattelt heute Franz Ferdinand Werum seinen Wallach Chat, um mit ihm durch Wald und Feld zu reiten.
So waren von Kindesbeinen an die Pferde und der Verein ein Teil seines Lebens. Das ist bis heute so geblieben. Der Verein wird immer sein Verein bleiben und in dessen Geschichte wird der „Ferdi“ seinen Platz einnehmen.
Renate Winternheimer