Mit vier Siegen im Preis der Besten, drei Europameisterschaftsteilnahmen und zahlreichen weiteren Titeln weist Naomi Himmelreich bereits eine lange und beeindruckende Erfolgsliste auf – die wurde am vergangenen Wochenende um einen prestigeträchtigen Sieg länger. Im Rahmen des Weltcup-Turniers in Leipzig gewann die 17-Jährige den „Goldenen Sattel“. Der „Goldene Sattel“ gehört zu den interessantesten und wichtigsten Nachwuchsprüfungen überhaupt. 1986 von Springsportlegende Hans Günter Winkler ins Leben gerufen und heute von der Stiftung Deutscher Pferdesport gefördert, bietet er vier ausgesuchten Nachwuchsreiten die Möglichkeit, sich in einem Stilspringen von ihrer besten Seite zu zeigen. Das Besondere: Es geht nicht nur um eine Topnote mit dem eigenen Pferd, sondern alle müssen auch die Pferde ihrer drei Mitstreiter durch den Parcours steuern. Und darin liegt der Reiz des „Goldenen Sattels“, in dessen Siegerliste Namen wie Christian Ahlmann, Daniel Deusser oder Marcus Ehning stehen. Neben Naomi Himmelreich hatten die Bundestrainer in diesem Jahr auf Empfehlung der Landesverbände Max Merschformann (18, Westfalen), Hendrik Greve (18, Mecklenburg) und Ben Heckmann (19, Niedersachsen) nominiert.
Zunächst präsentierte das Quartett die eigenen Pferde. Naomi Himmelreich stellte den neunjährigen Wallach Kannut vor, den sie seit einem Dreivierteljahr reitet. Gleich zu Beginn begeisterte sie mit einer stilistischen Traumrunde. Die Jury – Bundestrainer Otto Becker, Springreiter Marco Kutscher und Richter Stephan Hellwig – griff tief in die Notenkiste und belohnten den schönen Ritt mit der Wertnote 9,2. So sollte es weitergehen. Auf dem Pferd von Ben Heckmann, der Stute Mabaloe, gelang sogar die Note 9,5. Und noch einmal stand die Neun vor dem Komma: Max Merschformanns Hannoveraner Stonsdorfer führte die 17-Jährige zu einer glatten Neun. „Auf dem habe ich mich sehr wohl gefühlt“, lobte die Reiterin. Richter Stefan Hellweg bescheinigte Naomi „viel Gefühl und Übersicht – sie gibt den Pferden Vertrauen“. „Ich habe starke Nerven“, erzählte die Siegerin hinterher, „ich gehe in meinen Tunnel rein und blende alles aus.“ Auch der rheinland-pfälzische Landestrainer Sepp Gemein war mehr als zufrieden mit „seiner“ Reiterin: „Fokussiert, konzentriert und mit dem absoluten Willen! Das macht einen stolz.“
Spannende Entscheidung
Und trotzdem wurde es zum Ende der Prüfung noch einmal spannend, denn Hendrik Greve hatte mit seiner Holsteinerin Gloria zwar „nur“ mit einer 8,8 begonnen, dann aber sicher den Neunerbereich erobert, sodass alles auf einen Zweikampf zwischen Himmelreich und Greve hinauslaufen sollte. Alle drei Pferde seiner Konkurrenten steuerte er mit viel Feingefühl zu Noten zwischen 9,1 und 9,3. Naomi Himmelreich als letzte Starterin führte Greves Gloria nicht so souverän durch den Parcours, wie ihr das bei den drei vorherigen Ritten gelungen war. Die Stangen blieben aber liegen und mit der Wertnote 8,9 hatte sie den „Goldenen Sattel“ gewonnen (Notensumme 36,6) und ganz knapp Hendrik Greve auf Platz zwei verwiesen (36,5). Dritter wurde Max Merschforman. Als bestes Pferd erwies sich Naomi Himmelreichs Wallach Kannut mit der Wertnotensumme von 36,3 in vier Runden. Bereits 2022 gab es in Leipzig einen rheinland-pfälzischen Sieg im „Goldenen Sattel“, damals durch Emilia Löser, die 2024 Deutsche Meisterin der Springreiterinnen wurde.
„Ich bin unglaublich dankbar, dass ich die Chance hatte, hier beim Goldenen Sattel in Leipzig teilzunehmen. Es war ein unglaubliches Gefühl, dass es nach der ersten Runde schon so gut geklappt hat – da hatte ich auch ein gutes Gefühl für die weiteren Runden. Es hat einfach eins zum anderen gepasst, war unglaublich und hat riesigen Spaß gemacht“, sagte die Siegerin Naomi Himmelreich, die weiterhin für den Landesverband Rheinland-Pfalz startet, obwohl sie im Spätsommer mit ihrer Mutter Luisa und ihrer kleinen Schwester nach Schleswig-Holstein in die Nähe von Neumünster gezogen ist. „Man spürte, dass ein Knistern in der Luft lag, es war unheimlich spannend bis zum Ende. Der Stellenwert dieser Prüfung ist so hoch, weil man sehen kann, wer in der Lage ist, sich innerhalb kürzester Zeit auf ein neues Pferd einzustellen. Somit ist die Prüfung sehr wertvoll – auch für mich als Bundestrainer, was die Hilfengebung und die Reittechnik der Reiter anbelangt. Es ist eine tolle Prüfung und ich hoffe, dass sie so in dem Format noch lange erhalten bleibt“, sagte Bundestrainer Peter Teeuwen.