Mit tollem Springsport ging am Sonntagnachmittag das viertägige Jubiläumsturnier beim RFV Framersheim zu Ende. Der Große Preis von Rheinland-Pfalz wurde nach 2016 zum zweiten Mal ausgetragen und mit den 17 Startern versprach diese S**-Prüfung über rund 1,45 Meter hohe Hindernisse einen spannenden Abschluss dieser „Hitzespiele in Framersheim“, wie Pressewartin Caroline Skuhr lachend titelte. Die vielen Kühlgeräte, die die Reiter in ihren Transportern und Wohnwagen betrieben, hatten kurzfristig einen Stromausfall zur Folge. Überhaupt: Die Reiter wussten sich zu helfen, bauten Planschbecken und Liegestühle auf und auch die Pferde kamen in ihren Stallzelten mit der Hitze gut zurecht.
Seit 70 Jahren besteht der Reitverein, der ursprünglich in Gau-Odernheim gegründet wurde, und fast ebenso lange sind die Turniere ein wichtiger Teil des Vereinslebens. Stehen die Pferde heute in Stallzelten, wurden sie früher in den umliegenden Höfen untergebracht. Schon damals waren die Veranstaltungen geprägt durch die befreundeten Reiter, vor allem aus der Pfalz. „Die Reiterfreunde machen dieses Turnier zu dem, was es ist“, betonte Vereinschefin Sabine Lind. „Viele helfen hier, es ist quasi auch ihr Turnier.“ Das Wetter habe einige Reiter vom Start abgehalten, bilanzierte Caroline Skuhr, und auch einige Zuschauer gekostet, aber zum Großen Preis, dem sportlichen Höhepunkt, fanden sich dann doch einige rund um den Platz auf den schattigen Sitzplätzen ein. Und das lohnte sich!
Zwölf der 17 Starter qualifizierten sich gemäß Reglement für die Siegerrunde, den zweiten verkürzten Umlauf. Die Fehlerpunkte aus dem Umlauf werden mitgenommen, gestartet wird in umgekehrter Rangierung. Vier Reiter hatten die bestmögliche Ausgangsposition mit weißer Weste: Markus Lahm (Worms-Pfeddersheim) musste mit Tiffany vorlegen, spekulierte wohl auf eine sichere Nullrunde, doch als dann eine Stange fiel, war ihm die Zeit weggelaufen und er fiel im Klassement zurück. Wolfgang Schmidt kam als nächster, mit Chilli Pepper hatte der Tierarzt aus Kaiserslautern bereits das S*-Springen am Freitag gewonnen. Mit engen Wendungen zirkelte er die Stute durch den Kurs, kam nach flottem Galopp passend zum letzten Hindernis und unter dem Jubel der Zuschauer fehlerfrei ins Ziel. Schmidt lobte sein Pferd überschwänglich, nahm den Helm ab, galoppierte eine Ehrenrunde und ließ sich schon feiern – als ob er es geahnt hätte. Doch zwei Reiter kamen noch. Gerrit Flücken (Motabaur-Horressen) war am Vorabend in einer tollen Ehrung mit dem Goldenen Reitabzeichen ausgezeichnet worden. Schon seit längerem erfüllt der 23-Jährige die Kriterien, doch die Verleihung sollte unbedingt in Framersheim sein. Sein Plan für den Großen Preis: „Erstmal Null reiten und dann schauen, was geht.“ Die Null aus dem Umlauf stand, doch in der Siegerrunde kamen zwei Abwürfe mit Caran d’Ache dazu, die Runde wirkte nicht mehr so konzentriert, vielleicht der Hitze geschuldet. Als letzte Starterin hatte es Anne Oberle aus Zweibrücken in der Hand. 2019 hatte sie den Großen Preis von Framersheim gewonnen, erneut saß sie im Sattel des mittlerweile 20-jährigen Crunchip, der topfit und ohne ein nasses Haar in die Bahn kam. Oberle war schnell, die Zeit hätte gereicht, um Wolfgang Schmidt noch abzufangen, doch am zweiten Hindernis fiel die Stange, es wurde Rang zwei. Dritter wurde der Saarländer Andreas Woll, der nach einem Abwurf im Umlauf in der Siegerrunde fehlerfrei und schnell war und einige Plätze gut machte.
Wolfgang Schmidt gewann damit den Großen Preis von Rheinland-Pfalz. „Es ist eine ganz besondere Freude, hier heute vorne zu stehen. Ich bin stolz, diese Erfolge mit in fünfter Generation selbst gezogenen Pferden zu haben“, sagte er bei der Siegerehrung, als ihm neben Sabine Lind und dem Richterkollegium auch Hausherrin Dorothee Schneider, der Ortsbürgermeister Felix Schmidt sowie Brigitte Seidler für den PSVRP gratulierten. Im Namen der Reiter ging sein Dank an die Veranstalter, „die kleine Mannschaft mit riesengroßem Engagement“ habe ein tolles Beispiel abgegeben. Wolfgang Schmidt blickte auch schon auf die Landesmeisterschaft der Dressur- und Springreiter, die der RFV Framersheim Mitte Juli ausrichten wird: „Ich bin sicher, das wird wieder toll.“
Eva Schaab