Goldenes Reitabzeichen für Alisha Zimmer

Eine Dressurreiterin erhält ihr Goldenes Reitabzeichen auf einem Springturnier – etwas ungewöhnlich, möchte man sagen, doch in Framersheim hat die reiterliche Laufbahn von Alisha Zimmer begonnen. Eine Laufbahn, die stets geprägt war von großer Konstanz in der Zusammenarbeit mit den Pferden, von Teamgeist, natürlich von Talent – und auch von der Einstellung, dass man es nicht immer so machen muss wie die anderen.

Alisha Zimmer machte ihre ersten Reitversuche auf Filou, einem Shetland-Pony, das einer Freundin ihrer Mutter gehört. Auch die ersten Turnierstarts absolvierten die beiden gemeinsam in der Führzügelklasse. Und dann kam Angel. Mit der Scheckpony-Stute qualifizierte Alisha sich zehnjährig für einen Führzügelwettbewerb im Rahmen der Europameisterschaften in Mannheim und gewann die Prüfung dort. Es folgten kurze Ausflüge in den Reiterwettbewerb – die Abteilung war nicht nach Angels Geschmack – und dann schnell die ersten E- und A-Dressuren. 2010, nur drei Jahre nach der Führzügelklasse in Mannheim, wurden Alisha und Angel in den rheinland-pfälzischen Landeskader berufen, ritten die ersten FEI-Prüfungen auf nationalen Turnieren und gewannen zum Abschluss des Jahres das Bundesnachwuchschampionat der Ponydressurreiter. Es folgten Deutsche Jugendmeisterschaften, internationale Turniere und zahlreiche tolle Erfolge. Der letzte große Erfolg war der neunte Platz im Finale der Süddeutschen Ponymeisterschaften 2012 in Bad Homburg, 2013 wurde die Scheckstute verkauft, für Alisha war die Zeit für den Umstieg aufs Großpferd gekommen.

Durchwachsene Zeit

Eine durchwachsene Zeit, wie die mittlerweile 27-jährige Alisha Zimmer rückblickend sagt. Das erste Großpferd starb nach wenigen Monaten an einer Kolik, Alisha wollte zunächst gar nicht mehr reiten, dann hatte Familie Zimmer wenig Erfolg bei der Pferdesuche. 2014 wurde von Familie Körting schließlich die Stute Würde geleast, mit der Alisha sich in M-Dressuren erfolgreich versuchte. 2015 verging ohne einen Turnierstart für die damals 18-Jährige, doch dann trat Sympathico auf den Plan. Und so wie Alisha sich mit Angel von der Führzügelklasse bis zum nationalen Ponysport entwickelt hat, so ging es auch mit Sympathico. „Wir haben wieder von Null angefangen“, sagt sie. Bedeutet: Mit ihrem feinen Reiten hat sie erneut richtig viel aus einem Pferd gemacht, das nichts konnte. 2016, beim ersten Turnier, bestritten die beiden eine A**- und eine L-Dressur. Danach ging es jede Saison eine Klasse höher, bis sie schließlich 2020 in der schweren Klasse angekommen waren und 2023 die ersten Erfolge auf Drei-Sterne-Niveau feiern konnten. Zudem wurden Alisha und Sympathico Landesmeister der Dressurreiter und vollendeten die notwendigen Erfolge für das Goldene Reitabzeichen. Dass es mal so weit geht, hat Alisha am wenigsten gedacht – doch Symathico habe immer mehr angeboten, sagt sie. Für sie selbst sollte der Reitsport immer nur ein Hobby sein, ein Ausgleich. Sie studierte Medizin und arbeitet heute als Assistenzärztin in der Anästhesie im Klinikum Kaiserslautern.

Immer an ihrer Seite ist ihre Mutter Jenny. Sie habe sie zu den Pferden gebracht, also sei eigentlich klar gewesen, dass sie ein Duo im Reitsport blieben, sagt Alisha. Jenny bildete Angel aus und war danach die wichtigste und stetige Trainerin ihrer Tochter. Sie, die selbst nur bis Klasse A früher ritt, hat sich mit ihrer Tochter und den Pferden weitergebildet, sich weiter entwickelt und steht heute am Abreiteplatz der Drei-Sterne-S-Dressur und coacht. Und genauso fein wie ihre Tochter reitet, ist Jennys Coaching – nie ein lautes Wort, immer pro Pferd und Reiter. Damit kommt man offenbar ans Ziel.

Viel Abwechslung

In der FEI-Anfangszeit mit Angel hat Bruno Eidam eine wichtige Rolle gespielt, der Alisha Zimmer in Framersheim ihr Goldenes Reitabzeichen überreichte. Auch Steffi Höhnemann spielte eine große Rolle in Alishas reiterlicher Laufbahn – und das gleich zweimal und durchaus wegweisend. Mit Angel trainierte Alisha viel bei ihr und Steffi Höhnemann war es dann einige Jahre später, die Familie Zimmer 2015 auf Sympathico aufmerksam machte. Auch Bertin Pötter kennt Alisha mit beiden Pferden – mit Angel trainierte er sie in der FEI-Zeit, mit Sympathico unterstützt er sie aktuell ein- bis zweimal monatlich. Ansonsten reitet Alisha alleine: viermal pro Woche, maximal einmal mit Kandare, mal ohne Sattel mit Halfter, mal über Sprünge, viel ins Gelände, den Kopf frei kriegen. Und dann erfolgreich Grand Prix reiten. Dass der Weg von Alisha und Jenny Zimmer funktioniert, zeigen die Erfolge, unter anderem das Goldene Reitabzeichen, das sich Alisha in nur drei Turniersaisons mit nur einem Pferd erritten hat.

Foto: Alina Kiefer

Eva Schaab

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