Die diesjährigen rheinland-pfälzischen Landesmeisterschaften in Kurtscheid liegen zwar schon einige Monate zurück, doch ein Rückblick fällt auf die dort offizielle Verabschiedung von Ruth Köhler aus dem Fachbeirat Voltigieren und der AGPV (Arbeitsgemeinschaft Pfälzischer Voltigierer). Die bekannte Zweibrücker Ausbilderin, Trainerin, Longenführerin und Richterin wurde für ihre 35 Jahre lange Tätigkeit in diesen Ehrenämtern geehrt. Die Laudatio hielten ihr langjähriger Weggefährte und Richter Leonhard Laschet sowie PSVRP-Präsidentin Kristina Kutting. Ruth Köhler wurde mit der Urkunde des Verbandes für herausragende Leistungen ausgezeichnet. Hinter diesem jahrzehntelangen umfangreichen Engagement steht ein regelrechtes Lebenswerk, welches die Zweibrückerin dem Voltigiersport in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus gewidmet hat.
Aus der Gruppe Zweibrücken um den damaligen Ausbilder Guido Kipfmüller heraus entwickelte sie sich zur Einzelvoltigiererin – in dieser Disziplin nahm Ruth am bundesweit ersten deutschen Einzelwettbewerb teil. Sie gehört 1980 zum Gründerteam der AGPV – sie ist Teil einer damals jungen Aufbruchsgeneration, die ihren Sport selbständig weiterentwickelt und auf solide Füße gestellt hat.
Leonhard Laschet richtete persönliche Worte an Ruth Köhler:
Liebe Ruth,
Deine Vorbilder sind Peter Petersen, Ilse und Paul Lorenz. Paul Lorenz faszinierte Dich mit seinen Pferdefertigkeiten, die Pferdearbeit ließ Dich fortan nicht mehr los: Mit Deinen Gruppen und Einzelvoltigierern auf selbst ausgebildeten Pferden hast Du Dir sportlich und pferdefachlich einen Namen gemacht: als Trainerin, Longenführerin, Lehrgangsleiterin, Richterin und Veranstalterin. Deine Trainerlaufbahn hast Du mit der Voltigierwart-Prüfung in Hohenhameln begonnen. Deine erfolgreiche Pferdearbeit machte Dich im Rahmen eines Pilot-Lehrgangs zu einer der ersten Trainerinnen mit dem Schwerpunkt Longierlehre, noch bevor diese Qualifikation offiziell in der APO verankert wurde. Elke Lensing war in der Folgezeit ein Vorbild für Dich und Deine Pferdearbeit. Im gleichen Zeitraum hast Du auch die Richterprüfung ablegt. Das Weitergeben an den Nachwuchs ist „Dein Ding“, ganze Generationen haben Deine Longier-Lehrgänge besucht und von Dir gelernt.
Dein zweites wichtiges Anliegen ist Dir die Förderung des Breitensports als Quelle aller Begeisterung für unseren Sport, aber auch als Basis für den soliden Aufbau zu späteren sportlichen Erfolgen. Deine erfolgreichsten Schüler sind zweifellos Dein Sohn Jürgen und Deine Tochter Barbara, die beide sportlich in Gruppe und Einzel wie auch als Longenführer aktiv waren und sind. Als Trainerin blickst Du inzwischen auf jeweils mehr als ein Dutzend Pfalzmeisterstitel sowohl bei den Gruppen als auch beim Einzel- und Doppelvoltigieren zurück. Du bist damit die Ausbilderin, mit der über diesen langen Zeitraum erfolgreichsten pfälzischen Voltigierabteilung!
1986 haben Dich die Ausbilder der AGPV erstmals in den damals noch nicht lange bestehenden Landesfachbeirat Voltigieren gewählt – hier solltest Du bis jetzt engagiert mitarbeiten, die meiste Zeit als stellvertretende Leiterin des Beirats, aber immer mit Deinen drei Kernthemen: Pferdearbeit, Breitensportförderung und – das war neu – Turnierausschreibungen. Das sich rasch entwickelnde Regelwerk unseres Sports brauchte einen fachlich versierten Menschen, der für die Landeskommission die Ausschreibungen der Voltigierturniere überprüfte und zur Genehmigung freigab – diese Arbeit hast Du mehr als 20 Jahre lang getan. Damit fiel es auch in Deine Zuständigkeit, die Besonderen Bestimmungen der LK zur Pferdesportart Voltigieren regelmäßig zu bearbeiten und auf den aktuellen Stand zu bringen: Arbeiten mit viel Aufwand im Hintergrund, von denen aber das reibungslose Geschehen auf unseren Turnieren abhängt. Und als Organisatorin großer Turnierveranstaltungen wusstest Du, worauf es ankommt.
Dein organisatorisches Engagement führte dazu, dass Du den Schwerpunkt Breitensport als Mitglied im höchsten voltigierfachlichen Gremium, dem Bundesfachbeirat Voltigieren der FN (jetzt Disziplinausschuss des DOKR), vier Jahre lang vertreten durftest – in einem spitzensportorientierten Gremium wie diesem ist das wahrlich kein Zuckerschlecken, sondern gleichbedeutend mit dem Bohren dicker Bretter! Aber davon hast Du, Ruth, Dich nie abhalten lassen! Mit Disziplin, Willenskraft und Beharrlichkeit hast Du dich nie von deinen Zielen abbringen lassen. Das sieht man schon an Deiner Verbundenheit zu Deiner Heimat Zweibrücken, wo Du im Reit- und Fahrverein Dein Voltigierleben begonnen hast und dann mit der Neugründung der PSG Zweibrücken im Jahr 2009 alle Höhen und Tiefen eines Vereins ohne eigene Anlage durchlebt hast. Auch die AGPV hast Du vier Jahre lang geführt und erfolgreich einen Generationenwechsel eingeleitet.
Heute ist es an der Zeit, Dir für dieses Lebenswerk Danke zu sagen – im Namen aller Voltigierer, die Dir so viel zu verdanken haben. Den Staffelstab hast Du nach 35 Jahren dazu direkt an Deine Tochter Barbara übergeben, die von der AGPV in diesem Jahr als Deine Nachfolgerin in den Landesfachbeirat gewählt wurde!
Danke Ruth! Und alles Gute – als Ratgeberin und Freundin!
Auch von Seiten des Fachbeiratskollegiums gab es nur wertschätzende Worte für Ruth Köhler: „Danke für deinen unermüdlichen Einsatz, deine Kompetenz, Leidenschaft und offenes Ohr! Du hast jahrzehntelang mit voller Leidenschaft so viel bewirkt und unseren Sport vorangebracht! Du bleibst uns und dem Voltigiersport hoffentlich noch lange erhalten.“
Susanne Wunderle/Leo Laschet