Zur routinemäßigen Mitgliederversammlung trafen sich die Delegierten der drei Regionalverbände des Pferdesportverbandes Rheinland-Pfalz am 22.06. in Hackenheim. Aufgrund der Corona-Situation fand die Versammlung etwas später im Jahr statt als gewohnt, jedoch konnte sie so in Präsenz durchgeführt werden.
Jahresberichte
Nach der Begrüßung durch Präsident Peter Holler stand der Rückblick auf das Berichtsjahr 2021 auf dem Programm. Eine Zusammenfassung der Turniersportzahlen präsentierte Annika Stahl von der Geschäftsstelle. Auch wenn diese sich nach den Corona-Einschränkungen 2019 und 2020 wieder deutlich erholen, reichen sie doch nicht an den Stand von 2019 heran. Erfreulich ist, dass die Zahl der Veranstaltungen wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht hat, die Veranstalter sind motiviert wieder Turniere und auch Reitertage durchzuführen. Die Summe der Starts folgt diesem Trend leider nicht ganz: ein Grund hierfür ist die Zahl der ausgestellten Jahresturnierlizenzen, die derzeit lediglich bei 82 % der 2019 in RLP ausgestellten Lizenzen liegt. Somit haben nach Corona rund 500 Reiter weniger eine Lizenz beantragt. Mit diesem Trend ist der PSVRP nicht allein, auch bundesweit ist die gleiche Tendenz zu erkennen und spiegelt sich so auch auf den Turnierplätzen wider.
Eine weitere Statistik zeigte deutlich den Rückgang der Einnahmen des Verbandes, die größtenteils durch den Turniersport und die Mitgliederbeiträge generiert werden. Die negativen Tendenzen bei LK-Abgabe, PLS-Gebühren, Rückerstattung Reitausweise und Mitgliedsbeiträge entsprechen einem Minus von rund 65.000 € im Vergleich von 2021 zu 2019.
Im Anschluss an die Zahlen stellte Klaus Blässing einige wichtige Handlungsfelder vor, welche die Arbeit der Geschäftsstelle und des Verbandes im Jahr 2021 geprägt haben. Neben der allgegenwärtigen Corona-Auswirkungen und hier insb. den Bemühungen, den Pferdesport weiter zu ermöglichen und die Mitglieder zu beraten, war die sich bald jährende Flutkatastrophe ein zentrales Thema. Gemeinsam mit der FN und den Pferdesportverbänden Rheinland und Westfalen wurde eine bundesweite Spendenaktion gestartet. Hier kamen neben erheblichen Sachspenden auch über 650.000 € an Geldspenden zusammen, die koordiniert und direkt an die Betroffenen weitergegeben wurden.
Ein in vielen Bereichen leider aktuelles Thema ist die Prävention sexualisierter Gewalt. Bereits seit vielen Jahren engagiert sich der PSVRP, um hier eine Kultur des Hinschauens zu fördern und die Mitglieder diesbezüglich zu sensibilisieren. Folgerichtig bewarb sich der PSVRP zur Teilnahme beim Gemeinschaftsprojekt des Landesportbunds RLP und der regionalen Sportbünde „Wir schauen hin – Keine Chance für sexualisierte Gewalt!“, das Vereine und Verbände dabei unterstützt, ein umfassendes Präventionskonzept zu etablieren. 2021 gab es bereits erste Aktionen wie bspw. ein Fortbildungsseminar im Rahmen des Landesjugendtages. Im Oktober soll der Abschluss stattfinden und das Ergebnis den Delegierten im nächsten Jahr dann präsentiert werden. Mit Annika Stahl und Detlef Weyand sind zwei Ansprechpartner für dieses Thema benannt, die bei Fragen gerne zur Verfügung stehen.
Eine wachsende Sorge betrifft die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland und in den letzten Jahren und Monaten auch vermehrt nach Rheinland-Pfalz. Insbesondere im Westerwald in den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied (sowie darüber hinaus im benachbarten NRW) wurden in den letzten beiden Jahren zahlreiche Nutztierrisse durch Wölfe registriert, die größtenteils dem „Leuscheider Rudel“ zugeordnet werden konnten. Nachweise und einzelne Risse gab es auch in den Landkreisen Bitburg/Prüm, Birkenfeld, Rhein-Lahn-Kreis, Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell. 2021/2022 kamen in RLP über 100 Nutztiere zu Schaden. Entsprechende „Präventionsgebiete“ wurden ausgerufen, in denen Nutztierhalter u.a. beim Bau wolfssicherer Zäune unterstützt werden. Für Pferdehalter gibt es diese Förderung bisher allerdings nur bei der reinen Haltung von Jungtieren, d.h. Fohlen bis Jährlinge.
Zwei weitere wichtige Entwicklungen betrafen den Tierschutz, so wurde im Mai durch den Beirat Sport das Verbot des Touchierens von Pferden an Hindernissen beschlossen. Darüber hinaus wurden die „Leitlinien für Tierschutz im Pferdesport“ des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung u.a. dahingehend angepasst, dass es eine Verletzung der Grundsätze darstellt „Pferde früher als im Alter von 30 Lebensmonaten in die zielgerichtete Ausbildung zum vorgesehenen Nutzungszweck zu nehmen“. Dies lässt sich mit dem Turniersport aktuell bereits weitgehend vereinbaren, bei dem erste Starts erst dreijährig erfolgen können, in der Zucht sind sicherlich Anpassungen bzgl. der Körtermine vorzunehmen.
Auszeichnung für Simon Stolz
Ein traditioneller Bestandteil der Mitgliederversammlung ist die Ehrung um besondere Verdienste im Pferdesport. In diesem Jahr stand dabei Simon Stolz im Mittelpunkt, der für seine Bronzemedaille im Einzelvoltigieren der Herren Junioren bei der Weltmeisterschaft in Le Mans mit der Sportplakette des Verbandes ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Longenführerin Alexandra Dietrich nahm er die Ehrung aus den Händen von Peter Holler entgegen.
Haushalt
Die Vorlage der Jahresrechnung 2021 und des Voranschlages 2022 war gut vorbereitet und den Delegierten bereits vor der Sitzung zugestellt, so dass sich hier keine Fragen ergaben. Entsprechend wurde nach Bericht des Kassenprüfers Michael Wittemer dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt.
Das Haushaltsjahr 2022 konnte trotz der bereits angesprochenen verringerten Einnahmen mit einem Minus von knapp 12.000 € abgeschlossenen werden. Grund hierfür sind die deutlichen Einsparungen, die u.a. durch Kurzarbeit auf der Geschäftsstelle erreicht werden konnten. Für 2022 ist allerdings mit einem deutlichen höheren Verlust zu rechnen, der Voranschlag ist mit einem Defizit von über
54.000 € kalkuliert. Durchaus ist dies derzeit über Rücklagen abzufangen, jedoch ist für die nahe Zukunft zu prüfen, wie der Haushalt wieder auf ein solides ausgeglichenes Fundament gestellt werden kann. Neben der Identifizierung von weiteren Einsparpotentialen muss sicherlich auch über eine Anpassung der Mitgliederbeiträge nachgedacht werden, die seit über 20 Jahren nicht mehr erfolgt ist.
„Die Zeiten ändern sich!“ – Verbandsentwicklung im PSVRP
Der letzte Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung hatte es noch einmal in sich. Peter Holler, Brigitte Seidler, Detlef Weyand und Klaus Schwarz stellten gemeinsam das Projekt „Verbandsentwicklung“ im PSVRP vor.
Die im Vorfeld bereits angesprochenen Entwicklungen aber auch weitere Veränderungen im Umfeld des Pferdesports zeichnen sich bereits seit einigen Jahren ab oder kommen ganz aktuell dazu. Demographischer Wandel, verändertes Freizeitverhalten, Konkurrenz durch andere Sportarten, politische und rechtliche Entwicklungen, Digitalisierung, Tierwohl, Corona, Ukrainekrieg und Inflation sind hier nur einige Stichpunkte.
Bereits 2016 gab es daher ein erstes Treffen einer AG Verbandsentwicklung, die durchaus Probleme aufzeigen konnte, jedoch aufgrund der Komplexität der Themen keinen wirklichen Ansatzpunkt fand. Klar wurde, dass der PSVRP – als reiner Sportverband gegründet – sich in seinen Strukturen nicht genug weiterentwickelt hat, um als moderner und effektiver Verband, sich den verändernden Rahmenbedingungen und Anforderungen anzupassen.
Seit 2019 ist nun mit der Führungsakademie des DOSB ein externer Berater mit im Boot, um den Vorstand im Verbandsentwicklungsprozess zu unterstützen. Durch Corona ein wenig eingebremst wurde zunächst eine Situationsanalyse vorgenommen, bei der insbesondere auch der Blick von Externen einbezogen wurde. Daraufhin hat sich eine Projektgruppe gebildet, die in zwei Klausurtagungen weitere Schritte umgesetzt hat. Neben einem gemeinsamen Selbstverständnis wurden die Handlungsfelder des Verbandes definiert, im Fokus dabei neben den Zielen auch immer Zuständigkeiten und Kommunikation, sowohl mit und zwischen Landesverband und Regionalverbänden als auch den Vereinen, Betrieben und einzelnen Mitgliedern.
Ein Veränderungsbedarf wurde in allen Handlungsfeldern festgestellt. Um nun konkret in die Umsetzung zu gehen, sollen zunächst die Bereiche Turniersport, Aus- und Fortbildung, Breitensport sowie Vereine und Betriebe in Angriff genommen werden. Das Schaffen von Klarheit über die Aufgaben und Kompetenzen für alle Gremien steht zunächst im Mittelpunkt, auch um die Mitarbeit der Ehrenamtlichen attraktiver zu machen. Darüber hinaus sollen zeitlich und thematisch klar abgegrenzte Projektgruppen gebildet werden, um hier auch Engagierte einzubinden, die nicht für einen ganzen Zeitraum gewählt werden müssen. Ein Beispiel ist die bereits aktive Projektgruppe zum Thema Neukonzeption Landeschampionat.
In seiner Zusammenfassung macht Klaus Schwarz am Ende noch einmal deutlich, dass diese große Aufgabe der Weiterentwicklung des PSVRP hin zu modernen Organisationsstrukturen weiterhin viel Arbeit erfordert, die nicht nur beim Kernteam der Verbandsentwicklung liegt, sondern auch die Mitarbeit und Unterstützung aller Mitglieder benötigt: „Wir sind auf dem Weg – nur gemeinsam geht‘s weiter!“.