Die Landeskommission Rheinland-Pfalz (LKRP) hat eine neue Vorsitzende: Carlotta Steinbach, bisher als Tierschutzbeauftragte Mitglied der LKRP, wurde von dem Gremium zur neuen Vorsitzenden gewählt. Damit ist sie zugleich Vize-Präsidentin des Pferdesportverbandes Rheinland-Pfalz. Ihr Vorgänger Bruno Eidam hatte den Vorsitz zur Verfügung gestellt, nachdem er als Landestrainer Dressur zu Beginn des Jahres ins Hauptamt gewechselt war.
Die 36-Jährige ist dem Pferdesport schon seit ihrer Kindheit auf vielfältige Weise verbunden. In ihrer Jugendzeit war sie im Springsattel hoch erfolgreich, wurde mehrfach Landesmeisterin und in den Jahren 2001 und 2003 mit Bubble Gum zweimal Deutsche Jugendmeisterin bei den Ponyreitern. Zudem bestritt sie zahlreiche internationale Jugendturniere. Auch ihr beruflicher Weg führte Carlotta Steinbach zu den Pferden: Sie ist Pferdewirtin Schwerpunkt Reiten mit Stensbeck-Auszeichnung und studierte danach Veterinärmedizin in Wien. Nach Praktika in verschiedenen Kliniken im In- und Ausland arbeitete sie als Assistenztierärztin mit den Schwerpunkten Orthopädie, Sportmedizin und bildgebende Diagnostik im Tierärztlichen Zentrum für Pferde in Kirchheim/Teck.
Als FEI-Tierärztin und Mannschaftstierärztin der deutschen U21-Springreiter ist sie auf nationalen und internationalen Turnierplätzen unterwegs. Seit vergangenem Jahr führt Carlotta Steinbach gemeinsam mit ihrer Mutter Juliane die Tierarztpraxis Steinbach im pfälzischen Dannstadt-Schauernheim. Selbst im Sattel erfolgreich war Carlotta Steinbach weiterhin: Mit Firebird und Colwyn Bay konnte sie in den Jahren 2008 bis 2010 vier Siege in der schweren Klasse verbuchen, auch danach folgten weitere S-Platzierungen. Ab 2015 stand der Aufbau junger Pferde im Fokus, vor allem von Cool Conversion, mit dem sie mittlerweile ebenfalls S*-platziert ist.
„Nur gemeinsam schaffen wir es, diese Herausforderung zu bewältigen“
Carlotta Steinbach im Kurz-Interview
Du bist als Tierschutzbeauftragte schon länger Mitglied der Landeskommission und nun deren Vorsitzende. Welche Themen sind dir in deiner Arbeit in diesem Gremium wichtig, wo setzt du deine Schwerpunkte?
Mit meiner Arbeit möchte ich zu einer kontinuierlichen Verbesserung im Pferdesport beitragen – sowohl im Umgang mit Pferden auf Turnieren als auch im täglichen Training im Heimatstall. Mir ist es wichtig, Reiter und Offizielle für ihre Verantwortung im Umgang mit den Pferden zu sensibilisieren. Pferdegerechtes Verhalten, Respekt und Fairness müssen die Grundlage unseres Handelns sein. Diese Werte können wir nur gemeinsam fördern und umsetzen. Ich hoffe, dass wir durch die Arbeit aller Mitglieder der Landeskommission unseren Sport und insbesondere den Turniersport wieder attraktiver gestalten können.
Als FEI-Tierärztin und Mannschaftstierärztin der deutschen U21-Springreiter kommst du viel rum, sowohl national als auch international. Was sind generell die aktuellen Themen im Pferdesport, auf Turnierveranstaltungen?
Ich denke vor allem die Frage, wie wir unseren vielseitigen Sport positiver darstellen können, ist ein zentrales Thema. Wir haben viele fein reitende Vorbilder, aber gerade die sozialen Medien stellen häufig nur das Negative in den Vordergrund. Der fehlende Nachwuchs, sinkende Teilnehmerzahlen gerade in den unteren Klassen und damit auch der Wegfall von wichtigen Sponsoren, die sich nicht mehr im Reitsport engagieren, stellen viele Veranstalter und Vereine vor große Herausforderungen. Die teilweise hohen Kosten, nicht nur im Reitsport, und die immer lauter werdende Kritik am Pferdesport allgemein tragen nicht dazu bei, den Sport in einem guten Licht abzubilden.
Du warst selbst im Sattel hoch erfolgreich im Jugendbereich für den PSVRP und hast auf der Parcourschef-Anwärterliste gestanden – du kennst den rheinland-pfälzischen Pferdesport also aus verschiedenen Perspektiven. Wie siehst du die Rolle der Turnierfachleute in Verbindung mit der Landeskommission und mit der Thematik Tierwohl?
Die Turnierfachleute sind die wichtigsten Ansprechpartner, wenn es um die Umsetzung unserer Regelwerke und um pferdegerechte Bedingungen auf den verschiedenen Veranstaltungen geht. Sie sind direkt am Geschehen und können durch konsequentes Handeln dazu beitragen, dass das Tierwohl immer an oberster Stelle steht. Sie sollten nicht wegschauen, wenn etwas nicht regelkonform läuft. Wir müssen uns und unser Tun immer wieder kritisch hinterfragen. Zum Glück haben wir viele engagierte Turnierfachleute, die sich für die Pferde und den Sport sowie für die Umsetzung unserer Regelwerke einsetzen und durch ihr Fachwissen dazu beitragen, dass pferdegerechtes Reiten belohnt wird! Zusammen mit der Landeskommission können wir so ein positives Bild von unserem Sport prägen. Wir müssen proaktiv werden und zeigen, dass wir Pferdesportler keine „Tierquäler“ sind, sondern durch das Reiten zur Gesunderhaltung der Pferde und zum Tierwohl beitragen. Jeder der Pferdesport betreibt muss sich seiner Rolle bewusst sein – nur gemeinsam schaffen wir es, diese Herausforderungen zu bewältigen!