Para-Reitsport / Pferdgestützte Therapie

Der Fachbeirat für Therapeutisches Reiten ist ein an den Pferdesportverband angebundenes Gremium, welches aus Fachkräften besteht, die in der Regel verschiedene DKThR-Weiterbildungen haben. Aufgabe ist die regionale Weiterentwicklung, Beratung und Vernetzung, bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildung. Wir arbeiten nach den Richtlinien des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKThR), unserem Dachverband.

Der Einsatz des Pferdes unter therapeutischen Gesichtspunkten gliedert sich nach DKThR-Richtlinien in folgende Fachbereiche:

  • Pferdgestützte Physiotherapie/Hippotherapie DKThR
  • Pferdgestützte (Heil)Pädagogik/Pferdgestützte Traumapädagogik
  • Pferdesport für Menschen mit Behinderung/Para-Pferdesport
  • Pferdgestützte Ergotherapie
  • Pferdgestützte Psychotherapie

Therapeutisches Reiten versteht sich als Oberbegriff, unter dem dieser besonders verantwortliche Einsatz des Partners Pferd zusammengefasst wird.

Digitaler Stammtisch für Trainer und Fachkräfte

Zum ersten Mal organisiert der Fachbeirat Therapeutisches Reiten einen digitalen Stammtisch für alle Trainer und Fachkräfte im Bereich Para-Reitsport und Pferdgestützte Therapie.

Eingeladen sind alle, die Interesse am Thema Inklusion und an einer Vernetzung der Betriebe haben. Angestrebt ist ein Austausch, auch über Weiterbildungsmöglichkeiten, um einander kennenzulernen und Synergieeffekte erzeugen und nutzen zu können.

Nächster Termin:

07. Februar 2025
19 Uhr
via Zoom

Die Bereiche des Therapeutischen Reitens

Bei der Hippotherapie nach Richtlinien des DKThR handelt es sich um physiotherapeutische  Behandlung auf dem Pferd, welches am Langzügel geführt wird. Die vom Pferderücken übertragenen, rhythmischen Schwingimpulse wirken dabei auf den Patienten. Sie sind mit dem menschlichen Gang vergleichbar. Voraussetzung für die Hippotherapie ist eine medizinische Indikation, d.h. eine ärztliche Diagnose und Zuweisung. Zum Behandlungsteam gehören ein Physiotherapeut mit entsprechender Zusatzqualifikation, ein erfahrener Pferdeführer und ein speziell ausgesuchtes und ausgebildetes Therapiepferd. Die Dauer der Einzelbehandlung richtet sich nach der Belastbarkeit des Patienten, in der Regel 20 bis 30 Minuten. Sie ist keine Pflichtleistung der Krankenkasse.

Behandlungsziele sind u.a.

  • Übungen komplexer Bewegungsmuster in der Entlastung
  • schonende Bewegung und Lockerung von Wirbelsäule und Gelenken
  • Stärkung bzw. Lockerung der Muskulatur, Hemmung von Spastik (= vom Patienten nicht beeinflussbare, erhöhte Muskelspannung)
  • Verbesserung der Gleichgewichtsreaktionen
  • Vermittlung taktil-kinästhetischer Eindrücke
Hippotherapie Reiterhof Kinderhilfe e. V. Ludwigshafen

Pferdgestützte Psychotherapie ist der jüngste der Fachbereiche und bedient sich psychotherapeutischen Verfahren im Sinne des Psychotherapeutengesetzes unter Hinzunahme des Mediums Pferd, welches als Milltler fungiert. Sie ist immer eingebunden in eine ambulante oder stationäre Gesamtbehandlung der Patienten mit psychischen Erkrankungen.

Die genutzten Settings sind hier sehr vielfältig und finden nicht ausschließlich auf dem Pferd statt, sondern konzentrieren sich vielmehr auf den gesamten Lebensraum des Pferdes.

Ein geschützter Therapeutischer Raum ist von oberster Priorität, also eine Atmosphäre der Ruhe, Geborgenheit  und gesicherten Intimität der Arbeitssituation in allen Bereichen.

Bei der pädagogischen Arbeit mit und auf dem Pferd stehen pädagogische, psychologische und sozial-integrative Aspekte im Vordergrund. Fachkräfte aus dem pädagogischen und psychologischen Bereich mit entsprechender Zusatzqualifikation arbeiten mit den Klienten in verschiedenen Settings. Im Umgang mit dem Pferd und beim Reiten/Voltigieren wird der Mensch ganzheitlich angesprochen, sowohl körperlich als auch geistig, emotional und sozial. Dies fördert die positive Entwicklung des Befindens und Verhaltens.

Ziele sind hierbei u.a.

  • Angstabbau und Verhaltensaufbau
  • Aufbau von Konzentration und Koordination
  • Steigerung des Selbstbewusstseins
  • Erlernen realistischer Selbsteinschätzung
  • Förderung der Kooperations- und Gruppenfähigkeit

Besonders positiv wirkt sich diese Arbeit in integrativen Gruppen aus, in denen Kinder und Jugendliche unter den oben genannten Aspekten voneinander lernen können.

Das Heilpädagogische Voltigieren kann Einstieg zum Reiten sein.

Die einzelnen Übungen sind dem Sportvoltigieren entnommen. Der wesentliche Unterschied liegt in der methodisch-didaktischen Aufbereitung der Übungen unter Beachtung der individuellen Schwierigkeiten und Bedürfnisse des einzelnen Kindes.

Voltigieren IG Therapeutisches Reiten Rhein-Nahe e. V. im rheinhessischen Wonsheim

Pferdesport für Menschen mit Behinderung/Para-Pferdesport kann für verschiedene Beeinträchtigungsformen eine Möglichkeit zur Beteiligung am Breiten- oder auch Leistungssport sein.

Während sonst Behindertensportgruppen meist unter sich bleiben, hilft beim Reiten bzw. Fahren das Pferd, körperliche Handicaps zu kompensieren und seinen Reiter oder Fahrer als leistungsfähiges Mitglied in eine Gruppe zu integrieren. Der Weg zum Reiten behinderter Menschen geht meist über die Hippotherapie. Besondere Hilfsmittel, wie z.B. Spezialsättel und Zügel, aber auch die Auswahl und Ausbildung des Pferdes müssen auf die besonderen Belange des Einzelnen abgestimmt sein.

Als Sicherheit für den behinderten Sportler und seinen Ausbilder empfiehlt sich die Vorlage einer ärztlichen Unbedenklichkeitsbescheinigung.

Anja Metzdorf (Landesperspektivkader) mit ihrer Stute Flic Flac

Die Ergotherapeutische Behandlung mit dem Pferd wendet sich an Menschen jeden Alters, wenn ihre Entwicklung verzögert ist, sie in ihrer Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Behinderung bedroht oder betroffen sind. Der Ansatz der Ergotherapie berücksichtigt den Menschen in seiner Gesamtpersönlichkeit mit seinen motorischen, psychisch-geistigen und sozialen Anteilen.

Übergeordnetes Ziel ist immer größtmögliche Handlungskompetenz und im Zusammenhang damit größtmögliche Selbständigkeit des Menschen.

Mit Hilfe des Pferdes kann man beeinflussen:

  • sensorische Integration, Verbesserung von Körperwahrnehmung und Körperschema
  • Verbesserung von Bewegungsabläufen und Koordination
  • Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten wie Konzentration und Ausdauer
  • Verbesserung von sozio-emotionalen Kompetenzen

Das Pferd, das für den Einsatz in allen Bereichen des Therapeutischen Reitens gedacht ist, muss neben einem einwandfreien Interieur auch ein den unterschiedlichen Ansprüchen des Therapeutischen Reitens angepasstes Exterieur besitzen. Alle Pferde benötigen sowohl Nervenstärke als auch eine ausreichende Sensibilität, eine solide reiterliche Grundausbildung und sind zusätzlich an die speziellen Anforderungen, die sich aus der Arbeit ergeben, gewöhnt. Hierzu gehört z.B. das willige Herantreten und geduldige Stehen an der Aufstiegsrampe, die Arbeit an Doppellonge und Langzügel sowie das gelassene Reagieren auf optische, akustische und taktile Reize.

Zufriedene und ausgeglichene Pferde sind Grundvoraussetzung für das Gelingen der therapeutischen Arbeit.

Therapiebetriebe, die sich an den vom DKThR geforderten Rahmenbedingungen orientieren, werden mit einem Qualitätssiegel versehen, welches alle vier Jahre erneuert werden muss. Die Kriterien beziehen sich auf

  • die Ausbildung der Fachkräfte
  • behindertengerecht ausgestattete Reithalle sowie die dazugehörigen Sanitäranlagen
  • entsprechend geeignete und ausgebildete Pferde
  • eine artgerechte Pferdehaltung.

Auf diese Weise ist auch für den Laien leicht zu ersehen, ob es sich um einen anerkannten Therapiebetrieb handelt.

Kontaktadressen

Fachbeirat Therapeutisches Reiten Rheinland-Pfalz
Erste Vorsitzende
Christina Heller
Tel.: 0160-98206396
E-Mail: sattelfest-heller@gmx.de

Reiterhof der Kinderhilfe e.V.
Spreeallee 3
67071 Ludwigshafen
Tel.: 0621-678993
E-Mail: reiterhof-kinderhilfe@web.de
www.reiterhof-kinderhilfe.de

IG Therapeutisches Reiten Rhein-Nahe e.V.
55599 Wonsheim
Tel.: 0151-19411039
E-Mail: mail@therapeutischesreiten-wonsheim.de
www.therapeutischesreiten-wonsheim.de

Ergotherapie
Dagmar Flick-Weiller
Stettiner Straße 2
76751 Jockgrim
Tel.: 07271-505545
E-Mail: ergo-therapie@web.de
www.ergotherapie-jockgrim.de

Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten
Freiherr-von-Langen-Straße 8a
48231 Warendorf
Tel.: 02581-9279191
E-Mail: DKThR@fn-dokr.de
www.dkthr.de

News

Digitaler Stammtisch
Trainerassistenten im Therapeutischen Reiten
Schnuppertag: Para-Dressurreiten
Medaillenregen bei den Special Olympics
„Inklusion“ als Ergänzungsqualifikation für Trainer
X